So ist das nunmal ...


Manchmal treffen einen Erkenntnisse wie der berühmte Blitz. Mir ist das vor ein paar Tagen auch so gegangen. In Holland, beim Mutter besuchen ... und das kam so:

Ich sitze mit dem Sohn, der Tochter und der Oma (also meiner Mutter) in den letzten Sonnenstrahlen am Meer. Im Lieblingsrestaurant, an der Lieblingsstelle. Und wehe, da hätte schon jemand anders gesessen! Dann hätte meine Mutter mit diesem abstrafenden Blick geguckt, der die Welt in ihren Grundfesten erschüttern kann. Ich atme auf, weil keiner da sitzt. Gut!!
Meine Tochter murmelt ihrem Bruder zu. "Frei! Da bleibt uns der Blick erspart von den Beiden!"
Von den Beiden? Ist das Kind nicht wohl? Was soll das heissen?

Na, wir setzen uns erstmal. 

Meine Mutter bemängelt, dass das Kissen in ihrem Sessel eine langweilige graue Farbe hat, die schönen Bunten liegen am Nachbartisch. Sie will davon eins und nicht das Graue. Ist mir auch schon aufgefallen, und ich greife bereits nach zwei knallblauen Kissen, um sie zu tauschen. "Mann, die Farbe ist doch total wurscht", murmelt der Sohn. Klar, der lehnt auch an einem schönen grünen Kissen ... 

Eigentlich wollen wir nichts essen, tun es dann aber natürlich doch. Dazu muss man sagen, dass meine Mutter seit 40 Jahren auf Diät ist. Aber ihr Lieblingsspruch ist "Diet is die with a t". Hängt auch an meinem Kühlschrank ... hmmm.
Sie interpretiert auch Diäten generell eher großzügig. "Von allem immer nur eins nehmen", sagt sie, "eine Erbse, eine Kartoffel, ein Erdnussflips, ein Glas Weisswein ..."! Und dann, wir Beide im Chor: "Bei McDonalds von jeder Sorte Burger auch nur einen" und krümmen uns vor Lachen.
Die Kinder blicken sich schweigend an ...

Ich gehe auch wieder rein ins Restaurant und tu so, als würde ich eine Postkarte aussuchen. Denn neben den Ständern mit den bunten Bildern von Möwen, Meer und Sonne steht "der Pott". Eine riesige Glasschale mit Königin Wilhelmina Pfefferminzbonbons. Für Kunden, die sich beim Bezahlen gern eins nehmen möchten. Eins? Ich blicke mich um und stecke mir verboten viele in die Jackentasche.
Als ich wieder bei meinen Lieben bin, gucken meine Kinder strafend. "Haste wieder Wilhelmina geklaut?" murmelt der Sohn und grinst. Ich nicke beschämt. Beide Kinder deuten zur  Oma hinüber und schnauben: "Sie auch!" Meine Mutter guckt fröhlich und vollkommen unbeteiligt. Wahrscheinlich hört sie uns mal wieder garnicht zu.
"Mamaaaaaaaa", brüllt in dem Moment eins der Kinder in mein Ohr, "haste wieder mal nicht hingehört? Ich rede mit dir!"

Wir begucken Leute. Das liebe ich. Aber meine Kinder schämen sich. Weil ich, wie sie behaupten, immer viel zu laut was anzumerken habe. Find ich garnicht, ich flüster doch ganz dezent. In dem Moment brüllt meine Mutter: "Guck mal, diese Irren mit den Rucksäcken, die hier in Herden am Meer rumwandern, der ganze Trupp da vorne, die haben alle nagelneue Chucks an. Laufen die jetzt Reklame oder was?"
"Lieblingsmutter", hauche ich, "red doch nicht so laut!" Sie ist entrüstet, sie hat doch so leise gesprochen. Ich seufze ergeben.
Und dann kommt das Essen. Jeder der vier Teller ist nett mit ein bisschen Gurke, Tomate und Petersilie dekoriert. "Oh, Karnickelfutter!" rufen wir im Chor.

Und da war mir klar - ich bin wie sie! Keine Ahnung, wie das passieren konnte!!




2 Kommentare:

  1. ach ulla, ich liebe deine texte ... ich hatte bislang keine gute laune heute ... aber jetzt grinse ich wie ein honigkuchenpferd ... danke dir :)))

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  2. So Ulla, jetzt bin ich auch Follower, denn sonst krieg ich nix mit von deinen witzigen Texten :) Ich hab auch mal angefangen auf meiner Seite einen Blog zu schreiben, aber aus Ideenmangel bin ich wieder von abgekommen. Wie gut, dass du mich hier zum Schmunzeln bringst und man sich hier und da wiedererkennt ;)

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