Goldene Ferienzeit


Wir fahren in die Ferien. Ja, ok. Wir sind schon wieder zuhause. Aber wenn wir wirklich in die Ferien fahren, kriege ich im Vorfeld keine Zeile zu Papier, Da hab ich doch keine Zeit für solchen Kinkerlitz. Da beherrschen mich die VORBEREITUNGEN! Auf die schönste Zeit des Jahres. Wie man so sagt ...

Nun muss ich fairerweise zugeben, dass meine Kinder und ich zelten und nicht nur ein nettes Hotel buchen. Das wäre uns zu einfach. Und es würde im übrigen bedeuten, dass wir uns Wochen (!!!!) vor Beginn der Reise entscheiden müssten, wohin wir wollen. Unmöglich!
Wir gehen also auf Campingplätze und sitzen beim Essen auf der Wiese. Vor einem knapp 30 Jahre alten niederländischen Baumwollzelt. Wir schlafen auf stinknormalen, schmalen Luftmatratzen, in Schlafsäcken, die nicht von Herrn Messner in Timbuktu auf halber Höhe in einer Nordwand getestet sind. Wer, um Himmels Willen, erwartet in Holland, Spanien oder Frankreich denn minus 50 Grad in der Nacht? 

Nun, vielleicht bin ich einen Hauch zu optimistisch. Kann ja sein. Das befürchte ich jedes Jahr und werfe deswegen schnell drei Fleecedecken in unseren alten blauen Renault. Knallrote. Die findet man gut wieder!
Wir zelten also - ohne Strom und selbstaufblasbare vier mal vier Meter Matratzen und eigene Bettwäsche und Kühlschrank und Klappstühle vom Designer und Auslegeware für's Zelt. Keine Gardinchen, kein komplettes Ess-Service nebst edlem Besteck und schöner Tischdecke (Hommage ans Rustikale und Natürliche: sie ist abwaschbar) aus der Kiste hinten im Hänger.
Wir lieben das! Und all die Camper, die offensichtlich den einzigen Sinn des Zeltens darin sehen, alles was man zuhause hat, auch auf dem Campingplatz zu haben, nur in kleiner und schlechter funktionierend, dafür aber portabel und somit siebenmal so teuer, die versteh ich nicht.
(Das war ein langer Satz, man sieht, das Thema regt mich auf. Dann schreib ich immer zu lange Sätze!)
Wir haben auch keinen Hänger am Auto und nix auf dem Dach. Wir werfen alles in den Innenraum und setzen uns drumrum. Das klappt immer! Ich schwöre!

Unser Zelt aufzubauen geht ganz schnell, wir sind ein eingespieltes Team.
Und so endet diese Geschichte mit dem alljährlich schönsten Moment des ersten Urlaubstages. Dabei ist es egal, ob ich in der Provence sitze, in Spanien oder Italien oder in Holland am Meer - wir liegen vor'm Zelt auf einer der roten Decken, jeder ein Eis aus der Campingkiste, die vorne an der Rezeption ist, in der Hand und gucken zu, wie Klappräder aufgebaut und riesige Trommeln mit 200 Metern Kabeln aus Autos gewuchtet werden, Zelte, Innenzelte, Vorzelte, Nebenzelte und Hinterzelte sich nach und nach auftürmen, Klappstühle, Klapptische, Klappbetten, Klappkühlschränke und Klappteppiche aus riesigen Aluminiumkisten erscheinen ... Kinder zusammengefaltet und weggeschickt werden, während Papa und Mama laut schreiend die Scheidungsmodalitäten besprechen, weil der zweite Teppich für's Vorzelt fehlt oder sogar der batteriebetriebene Spezialhammer für die Spezialheringe für die Spezialgarage für die kleinen Motorroller, mit denen man über den Camping zum Brötchen holen fährt (geschätzte acht Sekunden Fußweg, wenn man mich fragt. Tut aber ja keiner ...). Ich liebe das!!!
Und wenn dann endlich alles steht und niemand mehr mit irgendwem aus der Familie spricht, dann wirft Mutti den Gaskocher an und kocht für alle. (Spülmaschine hat sie keine, das gibt dann nach dem Essen wieder Krach.) Essen wie zuhause. Nur schwieriger zuzubereiten. Aber im geschlossenen Vorzelt. Wegen der vielen Tiere.
Das ist der Moment, in dem wir uns erheben und in die nächste Pizzeria gehen. Denn das Geld, das wir nicht für Campingzubehör ausgegeben haben, verfressen wir in den nächsten 150 Jahren in keinem Restaurant. :-)))


4 Kommentare:

  1. ich mag deinen mit lebendigen worten gefüllten blog sehr sehr gerne.....das mit dem zelten werd ich wohl trotzdem lassen, aber wenn doch...dann nur so wie ihr das macht ;)))

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  2. Kerstin schreibt es !! und ich schließe mich an !! ausserdem bewundere ich Dich um Deine Fähigkeit, der schriftlichen Begabung !! ;-)))♥

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  3. auf den Punkt getroffen.... klasse Geli

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  4. Nur so kan man Urlaub machen ...... NATUR PUR.....
    auch wir machen das so.... Trike für langes WE beladen und los.
    Schöne Erlebnisgeschichte ..... Gruß aus Schweden, Andreas

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