Altersgrenzen




Es liegt in der Natur der Sache, dass meine Kinder und ich nicht im selben Alter sind. "Mama sein" bringt das irgendwie so mit sich bringt. Man ist und bleibt die Älteste.
Was verständlich, logisch, unausweichlich und doch überaus frustrierend ist. Denn zumindest meine Kinder sind immer 150% unternehmungslustig, 150% ausgeschlafen, 150% hungrig, 150% bereit für alles und 150% kritisch was meine Aussagen, mein Aussehen, meine Lieblingsbücher und Lieblingsmusik betrifft.

Es geht nicht darum, dass die Kinder von allem einfach mehr haben! Keinesfalls!! Ich habe definitiv mehr Kilos, mehr der Schwerkraft zum Opfer gefallene Körperteile, mehr Reizschwellenüberschreitungspunkte und durchaus auch mal mehr recht. Das habe ich allerdings immer gern, weil es die Kinder am meisten nervt!  
:-)

Es geht um die kleinen Dingen des alltäglichen Zusammenlebens.
Es kann passieren, dass ich nicht in der Sekunde die Tür öffne, in der Kind klingelt. Ich habe (unter Umständen) 150 qm auf zwei Etagen sowie einen Garten zu durchqueren …
„Ich steh hier seit Stuuuuunden! Haste wieder nix gehört? Musste doch mal prüfen lassen!“
Ich habe hin und wieder Rückenschmerzen nach der ersten Nacht auf der Luftmatratze im Zelt.
„Boah, alte Frau! Muss ich jetzt jeden Morgen an dir ziehen? Wahrscheinlich muss ich dir morgen auch bei den Socken helfen!“
Wenn ich eine Speisekarte lesen will, brauche ich meine Ommabrille.
„Mamaaaaaaaaaaa! Haste die Brille endlich? Mann, ich hab Hunger!!“
Manchmal hebe ich zwei Dinge gleichzeitig vom Boden auf, weil ich nunmal gerade da unten bin.
„Willste liegenbleiben oder soll ich einen Kran bestellen?“
Und ich habe erstmalig über den Erwerb von Chucks ohne Schnürbänder nachgedacht. (Ok, ok, eine achtel Sekunde. Dann habe ich alle weiteren Überlegungen auf den 2.9.2030 vertagt.)
„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Wie scheisse sieht das denn wohl aus?“
Ich bin auch mal müde und habe einfach keinen Bock auf nix. Und ganz sicher nicht auf Fahrrad fahren in den Dünen oder Ball spielen am Strand, joggen, schwimmen, die Welt verbessern oder unter freiem Himmel schlafen, weil es im Zelt oder im heimischen Bett so dösig ist. Und, ganz hin und wieder, an besonders miesen Tagen, glaube ich auch nichtmal mehr, dass wir überhaupt noch nachhaltig die Welt verändern. 
„Wenn du alt werden willst, Mama, dann sag Bescheid! Dann kann ich dir gleich sagen, was ich davon halte! NIX! Also reiss dich zusammen!“

Ich höre Joe Cocker oder die toten Hosen, Tom Waits und Leonard Cohen. Das ertragen sie schweigend. Weil ich immer einen Knopf im Ohr habe und man auf einem mp3 player in der Öffentlichkeit nicht sehen oder hören kann, was für Peinlichkeiten Mama da wieder dudelt.
Aber letztens lief im Radio irgendwas von Udo Jürgens, und ich habe mitgesungen! Ich! Mitgesungen! Vom grausamen griechischen Wein! Der sofortige Eklat war unausweichlich.
Verzweifelt habe ich versucht, meinen Kindern klar zu machen, dass ich niemals niemals niemals eine Schallplatte (ich habe ihnen mal erklärt, was das ist) von diesem Sänger besessen habe, dass ich ihn nicht schätze und seine Musik nicht höre. Ich mag sie nichtmal! Es ist eine Form von geistigem Versagen in höherem Alter, das einen Automatismus auslöst und einen singen lässt, wenn man Dinge aus der Kinderzeit hört … glaube ich.
Wir hatten eine lange Debatte. Und ich mache jetzt immer ganz schnell in der Küche das Radio aus, wenn ich eins der Kinder kommen höre. WENN ich es kommen höre und nicht gerade mit (dem jungen) Robbie Williams schallend im Duett singe … :-)





2 Kommentare:

  1. haaaaaaaaa ;))) genauso isses ...
    "mama deine musik ist omakram" jaja
    das wird also noch besser wenn se größer sind
    dann bin ich mal gespannt ;)
    ich lache immer noch....
    über deine wahren worte.
    k*

    AntwortenLöschen
  2. ;-)))))))))))))
    göttlich ....und soooooooooooo wahr ....!!!

    AntwortenLöschen