Genetisch bedingtes Nudelkochen


Ich habe in meinem ganzen Leben noch niemals Nudeln zubereitet, ohne dass alles übergekocht ist und der ganze Herd unter Salzwasser stand.
Dabei spielt es keine Rolle, ob ich direkt neben dem Nudeltopf stehen bleibe und unentwegt hineinstarre, ob ich die Temperatur der Herdplatte vor oder nach dem ersten zarten Wassersprudeln herunterdrehe, den Deckel schräg auf den Topf setze oder gerade oder gar nicht, ob ich den Herd überhaupt einschalte oder eine Stunde im Bad verschwinde, während die Nudeln im Topf sind. Überkochen tun sie immer.
Und es ist jedesmal eine Riesensauerei, die ich aus allertiefstem Herzen verabscheue. Genauer, ich krieg so furchtbar die Wut, dass ich die dämlichen Nudeln samt Topf und Herd unter lautem Kriegsgeheul aus dem geschlossenen Fenster werfen könnte.

Mein Sohn steht gern direkt neben mir, wenn ich Nudeln koche. Weil, sagt er, die Wahl meiner Schimpfworte niemals so kreativ und ausgefallen ist, wie in jenem Moment, in dem das Nudelwasser sprudelnd auf die heisse Herdplatte läuft und es auf eine ganze bestimmte, äußerst aufreizende Weise, zu stinken und zu zischen beginnt. Bevor es dann für alle Zeiten festbackt - und dabei eine weiße Kruste hinterlässt, die ich auch nicht leiden kann.

„Das ist ein Gen-Defekt, Mama“, feixt er und reicht mir dieses seltsame Gerät, das aussieht, wie ein Mischung aus Kartoffelschäler und Teppichmesser, das aber dazu dient, das ganze Zeug vom Herd zu kratzen. Das hasse ich übrigens auch. Weil man schabt wie ein Weltmeister, und irgendwie geht doch nix ab. Und dann reisen auch schon die ersten Besserwisser an, die sagen, vom ewigen Benutzen ist die Klinge stumpf geworden.

Bei näherer Betrachtung des Phänomens weiß ich nicht wirklich, was ich weniger mag. Dieses ewige Desaster mit Spaghetti, Farfalle, Fusili und Co oder die nicht enden wollende Kette von Freund, Feind und Familie, die mich seit Jahren mit Weisheiten zum Thema beglücken.
Ich weiß, es ist schwarze Magie im Spiel oder eben wirklich ein genetischer Defekt oder die Nudeln, die in mein Zuhause getragen werden, unterliegen einer sprunghaften Mutation an der Eingangstür und werden zu etwas Fremden … 
Eine Zeitlang habe ich sogar ein paar der Ratschläge befolgt, habe einen Holzlöffel quer über den Topf gelegt, weniger Wasser genommen, einen größeren Topf, weniger Salz, anderes Salz, habe von Anfang an die Temperatur der Platte nicht hochgedreht (dann kocht auch nichts über, weil auch nichts den Siedepunkt erreicht … nur bedingt hilfreich also) … ja.

Die Lösung war letztlich so naheliegend. Die Kinder kochen hier die Nudeln … das heißt, meine Tochter. Dem Roten kochen sie immer über. Gen-Defekt in der zweiten Generation.



1 Kommentar:

  1. haha,, das kenn ich vom Hundefutter-Kochen.. Regelmäßig kocht es über,egal wie gut ich aufpasse. Aber es passiert nur beim Hundefutter..Genauso wie bei Dir nur bei den Nudeln.Und Du kannst Dir doch wohl vorstellen,dass es ekliger ist,stinkendes Kopffleisch auf dem Ceranfeld zu haben,als nur Nudelwasser !!Also, es könnte noch schlimmer kommen :-)L.G.

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