Parallele Universen

Gestern war ich in einer Parfümerie. Ich hatte wie üblich heimlich Angst, nicht reinzukommen, weil ich fest daran glaube, dass sich ab 4 Kilo Übergewicht die Türen automatisch schließen, wenn man versucht, den Laden zu betreten, und dass schauerliches Geheul erklingt.
Aber irgendwie ist es mir wohl gelungen, die Fangschaltung am Eingang zu überlisten. (Oder sollte ich abgenommen haben? Das wäre allerdings eine Überraschung).
Wahrscheinlicher ist, dass die Toleranzgrenzen geändert wurden.

Ich mag solche Läden. Es ist eine andere, funkelnde Welt, in der es gut riecht und alles von einem Hauch Luxus umgeben ist . Man kann sich eine Weile einreden, andere Probleme gibt es nicht und Problemzonen schonmal garnicht!
Gegen alles kann man anschmieren. Falten, falsche Haarfarbe, kleine Augen, zu lange oder zu schmale Nase, dicke Lippen, zu kurze Fingernägel - das ist alles kein Thema!
Magisch aussehende Wässerchen und Cremes in herrlichsten Farben und Gruchsvarianten stehen in Flacons und Töpfchen bereit, um mich in kürzester Zeit wieder jung, dynamisch und erfolgreich zu machen. Ja ok, ich liebe das!!

Unangenehm ist nur, wenn eine dieser hauchzarten, in Pastelltöne und Pailetten gekleideten Damen auf mich zuschwebt und haucht „Oh, es gibt viel zu tun!“
Das, meine Damen, mag ich garnicht!
Das ist, als würde man mir in der Boutique anraten, mal den Vorhang der Umkleidekabine zu probieren, der könne passen.

Und ich will auch garnicht beraten werden. Ich will gucken, anfassen, hier und da meine Finger in den Testertöpfchen versenken. Dann stelle ich mir vor, der knallrote Lippenstift sähe bei mir so aus wie bei der Dame auf dem Plakat. Oder ich könnte mich wirklich mal platinblond …

Nach einer Weile reisse ich mich seufzend los. Ich muss gehen, die Kinder wollen heute Spagetthi Bolognese.

(Aber den Lippenstift habe ich gekauft!!)



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