Wo bin ich?







Ich habe Myopie. Nein, nicht Möpse. (Ja, doch, die auch.)

Myopie is griechisch, kommt von Myops und heisst Blinzelgesicht. (Das habe ich gegoogelt.) Wenn ich was sehen will, kneife ich die Augen zusammen. Dann sehe ich zwar auch nix, hab es aber versucht. Und dabei blöd ausgesehen.

Deswegen trage ich eine Sehhilfe … weil ich ohne nix sehen würde. Mit schon.
Mein lieber Sohn hat mir neulich erklärt, dass das, was ich allabendlich nach dem Entfernen der Kontaktlinsen in mein Gesicht stecke, nicht mehr als Nasenfahrrad durchgeht. „Das ist ein Gesichtsrollator“, sagt das Kind. Wegen der dicken Gläser. Da kann der Optikermeister transzendental schleifen, solange er mag. Es bleiben die Böden alter, gläserner Colaflaschen. Und ich seh aus wie Puck, die Stubenfliege.
Der Junge liebt es, meine Brille aufzsetzen und damit so unfassbar auszusehen, dass ich froh bin, dass ich es nicht sehen kann. Weil er ja meine Brille hat. Meine Tochter hat mal ein Foto davon gemacht, dann haben sie mir meine Brille zurückgegeben und mir das Bild gezeigt … und ich wusste wieder, worum es bei dem Thema Mutterinstinkt geht und warum es nicht EIN Foto von mir mit Brille gibt!

Weise Menschen haben errechnet, dass man bei minus zwei Dioptrin etwa einen halben Meter weit deutlich sieht. Ohne Rollator. Dann kann man also bei minus vier Dioptrin noch 25 cm weit gucken, bei minus sechs Dioptrin noch 12,5 cm … und so weiter. Ich weiss dann also nichtmal mehr, was in mir drin los ist. Und das kommt hin.
Zumindest muss ich mich nie mehr fragen, warum ich mich nicht verstehe. Das alte Blinzelgesicht sieht ja nichts.

Es gibt auch viel Hilfe für Mopsmenschen wie mich. Mein Lieblingsreklameposter hat den Titel „Aufstehen ohne Brille“. Oho! Ja, das ist schön. Das kann ich auch. Nur weggehen ist schlecht, weil ich unweigerlich am nächsten Pfosten klebe.
Also versteh ich die Werbung nicht und habe jeden Abend was zum Nachdenken, bevor ich einschlafe. 








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen