Ich lese viel, sehr viel. Am liebsten immer und überall. Weil das aber nicht geht, höre ich beim putzen, kochen, wischen, falten, bügeln, räumen einfach Bücher. Das ist prima. Stöpsel ins Ohr, mp3 player in die Hosentasche meiner Jeans und Feudel schwingen.
Aber dazu müssen die Geschichten, wie man so sagt, im mp3 Format vorhanden sein. Manche sind das, manche nicht. Ich will immer das hören, was gerade nunmal nicht in mp3 ist. War ja eigentlich klar.
Aber, ganz tough und immer cool, downloade ich mir einen mp3 converter. Jaha!! Sowas kann ich finden und machen. Aber dann ist es leider auch schon irgendwie vorbei. Es fängt an damit, dass ich ein lame plugin zusätzlich runterladen soll. Ein was, bitte? Gut, das kann ich mir suchen (weil ich die Worte einfach kopiere und dann google) und dann auch downloaden (ich liebe dieses Wort!!). Mach ich das also mal. Kommt klasse, jetzt habe ich zwei, nicht miteinander verbundene downloads, die mir nix nutzen. Der eine kennt den anderen ja nicht. Und ich beide nicht. Gaaanz langsam kribbelt es schon in meinen Fingern und mein linkes Augenlid beginnt zu zucken. Wie lange, bitte, soll der Hype hier denn dauern? Ich mach erstmal das, was ich immer mache, wenn mir am PC so garnichts mehr einfällt ... runter- und wieder rauffahren. Magischerweise klappt das oft.
Diesmal scheint es, auf den ersten Blick, auch wieder ein Treffer zu sein, denn es geht direkt los mit dem "grabben der Dateien". Prima, also irgendwas passiert. Was auch immer, ich werde es erleben. Nach einer Weile ist dann alles fertig. Sagt das Programm. Aber wo hat es das Fertige hingetan?
Mein Auge zuckt schon wieder. Ich koche mir erstmal einen Kaffee, ist ganz bestimmt besser.
Dann nehme ich meinen Verstand in beide Hände und helfe ihm denken. Nach einer Weile habe ich alles gefunden. In eigene Dateien, was ja logisch war. Gut also. Das sind aber ogg Dateien ... ja, keine Ahnung, was das ist.
"Mama, du musst das in mp3 konvertieren", sagt mein Sohn, während er um den Tisch herumschlumpft, an dem ich gerade kurz vor der Explosion stehe. "Wenn du nicht zur Adoption freigegeben werden willst, dann geh hier weg", raunze ich, und das Kind verzieht sich. (Allerdings nicht, ohne sich vorher grinsend mit zwei ausgestreckten Fingern in der Herzgegend auf die Brust zu klopfen.)
Ich könnte den ganzen Mist aus dem Fenster werfen, ohne es vorher zu öffnen. Ich hasse solche Aktionen aus tiefster Seele. Mein zweiter Vorname ist nicht Geduld. Warum auch? Dinge sollen funktionieren, wenn ich es will und fertig!
Aber nichts funktioniert, und ich krieg ich meine Wut, so richtig richtig!
Der rothaarige Schlumpf weiss die Zeichen zu deuten. Er schubst mich schweigend vom Stuhl und stellt mir in Sekunden alles ein. Und er grinst nichtmal. Er weiss, es ist eng …
„Ist so teuer, wenn du alles in den Garten wirfst“, sagt er hinterher.
Da hat er recht! Und ich stöpsel mir jetzt ein Buch in die Ohren und geh putzen.
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